Nachlass Gerhard Berneaud-Kötz (1922–1998)

Gerhard Berneaud-Kötz

Gerhard Berneaud-Kötz (* 2. März 1922 in Eisenach; † 26. Juni 1998 in Wuppertal) war ein deutscher Augenarzt, Medizinhistoriker und Publizist. Er war über mehrere Jahrzehnte in der ophthalmologischen Fachwelt aktiv und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zu klinischen, technischen und historischen Aspekten der Augenheilkunde.

Leben

Berneaud-Kötz studierte Medizin an der Universität Köln, wo er 1952 mit einer Dissertation über hämatologische Schäden durch Urethan im Tierversuch promoviert wurde. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er an mehreren Kliniken und spezialisierte sich auf ophthalmologische Fragestellungen, insbesondere im Zusammenhang mit Paraproteinämien und deren Auswirkung auf den Augenhintergrund.

Seine Forschungstätigkeit erstreckte sich auch auf die Entwicklung und Kalibrierung augenärztlicher Messinstrumente sowie auf die Geschichte der Augenoptik. Berneaud-Kötz war ein profilierter Vertreter der medizinhistorischen Forschung im Bereich der Augenheilkunde, wobei er sich besonders intensiv mit dem Wirken Johann Heinrich Jung-Stillings beschäftigte.

Er war über viele Jahre Obmann der Sektion Ophthalmologie der Jung-Stilling-Gesellschaft e. V. und Mitglied der Julius-Hirschberg-Gesellschaft für Geschichte der Augenheilkunde. Zudem war er Ehrenmitglied des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte, dessen Sitzungsberichte er mehrfach redigierte.

Im Jahr 1990 stiftete er die Jung-Stilling-Medaille, die im Rhythmus von etwa fünf Jahren an niedergelassene Augenärztinnen und Augenärzte für besondere Verdienste vergeben wird.

Seit 1951 war er mit der Biologin Dr. Ilse Berneaud-Kötz verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Kinder.

Kontroversen

Im Jahr 2021 wurde bekannt, dass Berneaud-Kötz Ehrenauszeichnungen aberkannt wurden, nachdem rechtsnationale und judenfeindliche Äußerungen sowie seine Mitwirkung an entsprechenden Publikationen öffentlich thematisiert worden waren. Näheres dazu ist über den Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte dokumentiert.

Nachlass

Der wissenschaftliche Nachlass von Gerhard Berneaud-Kötz zur Jung-Stilling-Forschung wird im Archiv der Universitätsbibliothek Siegen verwahrt.

Werke (Auswahl)

Berneaud-Kötz veröffentlichte zwischen den 1950er- und 1990er-Jahren zahlreiche Fachartikel, Vorträge und medizinhistorische Abhandlungen, darunter:

  • Augenhintergrundveränderungen bei Paraproteinämien (1954–1959)
  • Zur Geschichte der messenden Augenoptik (1990)
  • Jung-Stilling als Arzt und Staroperateur (1990–1998)
  • Zur Bewertung von Gesichtsfelddefekten nach dem SchwbG (1994)
  • Herausgabe historischer Texte wie: Jung-Stilling: Geschichte meiner Staar Curen (1992)