Über Jung-Stilling

Der vielfältig und hoch begabte Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817), der Philosophie und Medizin Doktor, entstammt einer Handwerkerfamilie mit kleiner Landwirtschaft im nördlichen Siegerland. Er wirkte zunächst als Köhlergehilfe, Schneider, Knopfmacher, Landarbeiter, Dorfschulmeister, Privatlehrer und Vermessungsassistent in seiner Heimat. Im Anschluss an die Grundschule besuchte Jung-Stilling die vierjährige Lateinschule.

Sieben Jahre lang war Jung-Stilling danach die rechte Hand eines bedeutenden Unternehmers und Fernhandelskaufmanns im Bergischen Land. Weitere sieben Jahre wirkte er nach Abschluss eines Medizinstudiums an der Universität Straßburg als Arzt in Wuppertal-Elberfeld.

Ein Vierteljahrhundert lehrte Jung-Stilling sodann ökonomische Wissenschaften (einschließlich der Tiermedizin, der Agrarwissenschaft und der Forstwissenschaft) in Kaiserslautern, Heidelberg und Marburg. Er ist Verfasser von elf darauf bezüglichen Lehrbüchern und Autor zahlreicher Fachaufsätze.

Seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte Jung-Stilling als persönlicher Berater des ihm freundschaftlich verbundenen Fürsten Karl Friedrich von Baden. In der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe ist Jung-Stilling auch gestorben, dort befindet sich bis heute seine Grabstätte.

Einen Namen machte Jung-Stilling sich außerdem als volkstümlicher Schriftsteller und als Laientheologe. Seine “Lebensgeschichte” wurde in viele Fremdsprachen übersetzt und ist bis in unsere Tage ein Bestseller geblieben. Auch seine tiefgründigen “Szenen aus dem Geisterreich” erfuhren bis heute immer wieder Neuauflagen.

Jung-Stilling liebte auch die Musik; er spielte selbst Flöte, Klavier sowie Orgel und komponierte mehrere Lieder.

Im Verlauf  seines Lebens befreite Jung-Stilling an die 3’000 Menschen durch Operation aus der Blindheit; er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Augenchirurgen. An der Universität Marburg führte er auch Medizinstudenten in die operative Augenheilkunde ein. Dazu verfasste er ein eigenes Lehrbuch.

In schätzungsweise 25’000 Briefen diente Jung-Stilling Ratsuchenden aus aller Welt und jeden Standes sein Wissen und seine Erfahrung an.

Bei seinem Tod 1817 waren ihm bereits drei Ehefrauen und sieben Kinder im Tod vorangegangen. Ein Denkmal vor der evangelischen Kirche Hilchenbach sowie zahlreiche nach ihm benannte Straßen und Plätze in vielen deutschen Städten erinnern an ihn.