Ein Denkmal für einen Aufklärer: Die Büste von Johann Heinrich Jung-Stilling in Wuppertal

Wer sich in Wuppertal auf Spurensuche begibt, stößt an gleich zwei Orten auf eine außergewöhnliche Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts: Johann Heinrich Jung-Stilling. Als Augenarzt, Sozialreformer, pietistischer Denker und Autor zahlreicher Schriften war er weit mehr als ein Kind seiner Zeit – er war ein Wegbereiter für die Verbindung von Glauben, Aufklärung und praktischer Lebenshilfe. Zwei Büsten in Elberfeld erinnern bis heute an sein Wirken und seine Ideale.

Das erste Denkmal: Eine Büste in der Zentralbibliothek (1929)

Bereits 1929 setzte die Stadt Elberfeld ein Zeichen der Erinnerung. Zur feierlichen Einweihung des neuen Stadtbücherei-Gebäudes in der Kolpingstraße wurde eine Bronzebüste Jung-Stillings im obersten Stockwerk aufgestellt. Gestiftet wurde das Denkmal von mehreren namhaften Persönlichkeiten und Unternehmen der Stadt, darunter Frau Geheimrätin C.A. Jung, Rudolf und Werner von Baum sowie die Firma Schlieper & Baum. Für die künstlerische Ausführung zeichnete der renommierte Bildhauer Ernst Müller-Blensdorf verantwortlich.

Die Inschrift auf dem Podest – heute leider beschädigt – verweist auf Jung-Stillings Tätigkeit als Augenarzt in Elberfeld sowie auf seine bedeutende Rolle bei der Gründung der Ersten Elberfelder Lesegesellschaft im Jahr 1775. Diese Initiative war eine der frühesten bürgerlichen Bildungsbewegungen im Rheinland und entstand im Geist der Aufklärung – inspiriert unter anderem durch einen Besuch Goethes, Lavater und weiterer Geistesgrößen. Jung-Stilling selbst hielt damals die Eröffnungsrede – ein Ausdruck seines Ansehens in gebildeten wie religiösen Kreisen.